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Reichen 10 Euro im Monat für die zusätzliche Altersvorsorge?

Die Consorsbank, bei der ich selbst Kunde bin, warb vor Kurzem mit dem Motto „In kleinen Schritten zum großen Vermögen“ dafür, dass man Aktien- und ETF-Sparpläne bei ihr nun bereits ab einem monatlichen Betrag von 10 Euro besparen kann.

Dass man bei einem monatlichen Sparbetrag von 10 Euro von kleinen Schritten sprechen kann, dürfte vermutlich die meisten unterschreiben. Doch ab wann kann man von einem großen Vermögen sprechen und kann man ein solches tatsächlich mit kleinen 10-Euro-Schritten erreichen?

Dies habe ich mir einmal genauer angesehen:

Wann ist ein Vermögen ein großes Vermögen?

Werfen wir zunächst einen Blick auf die Statistik: Wie hoch ist denn überhaupt ein durchschnittliches Vermögen in Deutschland?

Der Durchschnitt

Ein erstes Gefühl für das Vermögen der Deutschen liefert das Sozio-oekonomische Panel, eine repräsentative Befragung von Privathaushalten in Deutschland: Laut diesem lag das durchschnittliche Nettogesamtvermögen aller Personen ab 17 im Jahr 2017 bei 108.449 Euro. Nettogesamtvermögen meint in diesem Fall nach Abzug aller Schulden.

Kann man also nur dann von einem großen Vermögen sprechen, wenn dies deutlich oberhalb von 100.000 Euro liegt?

Der Median

Nicht unbedingt: Denn gerade, wenn es um Vermögen geht, bildet das sogenannte arithmetische Mittel – also der Durchschnitt – die wirkliche Situation in Deutschland nur unzureichend ab. Der Grund: In Deutschlang verfügt ein kleiner Teil der Bevölkerung über ein sehr hohes Vermögen, während die Mehrzahl deutlich weniger oder sogar gar kein Vermögen besitzt. Der Durchschnitt wird aufgrund dieser Verteilung, wie das nachfolgende Beispiel zeigt, stark verzerrt:

Würde man alle Deutschen sortiert nach ihrem Vermögen aufreihen, läge das Vermögen der Person, die genau in der Mitte steht, der sogenannte Median, bei ca. 26.260 Euro (Stand 2017); deutlich weniger als die durchschnittlichen 100.000 Euro…

Ziel: 100.000 Euro Vermögen

Und wie definiere ich nun „großes Vermögen“?

Das Medianvermögen reicht hierfür aus meiner Sicht nicht aus. Damit ein Vermögen wirklich groß ist, muss es schon deutlich über diesem Betrag liegen. Der Einfachheit sagen wir: Ab einem Vermögen von rund 100.000 Euro, also dem Durchschnittsvermögen, lässt sich zumindest ansatzweise von einem großen Vermögen sprechen.

Doch lässt sich ein solches Vermögen mit 10 Euro monatlich aufbauen?

Auch ohne überhaupt zu rechnen, wird den meisten klar sein: Das klappt allerhöchstens über einen sehr langen Zeitraum. Denn 10 Euro monatliche Sparrate bedeuten 120 gesparte Euro pro Jahr. Selbst nach 40 Jahren kommen so lediglich knapp 5.000 Euro zusammen.

Die Rendite

Einen wichtigen Faktor – den Zins – hat man hierbei jedoch noch nicht berücksichtigt. Wer in der Vergangenheit sein Geld in einen weltweit gestreuten ETF angelegt hat, konnte sich im Durchschnitt über eine jährliche Rendite von ca. 7,7 % freuen.

Wichtig sind in diesem Zusammenhang folgende Hinweise:

  1. Die Aktienmärkte schwanken. Es ist üblich, dass die Preise in einem Jahr um 10 %, 20 % oder noch mehr Prozent fallen, in anderen Jahren aber deutlich ansteigen. Auf den Durchschnittswert kam man in der Vergangenheit dann, wenn man über einen möglichst langen Zeitraum angelegt hat. Will man sein Geld lediglich für einige wenige Jahre anlegen, ist es durchaus nicht unrealistisch, dass man mit einem Aktieninvestment auch einen Teil seines Vermögens verlieren kann. Experten empfehlen daher meist einen Mindestanlagehorizont von ca. 15 Jahren.
  2. Aus der historischen Rendite lassen sich nur bedingt Schlussfolgerungen für die Zukunft ziehen. Es ist vorstellbar, dass die Rendite in Zukunft sowohl etwas höher als auch etwas geringer ausfallen wird. Zur Orientierung sind die historischen Werte jedoch das Beste, was wir haben.

Vermögen nach 40, 50, 60 und 70 Jahren

Wie stark wirken sich diese 7,7 % über 40 Jahre aus? Also zum Beispiel bei einer Person, die von 25 bis 65 jeden Monat 10 Euro spart? Ich habe einmal nachgerechnet und bin auf folgendes Ergebnis gekommen:

Jemand, der über 40 Jahre jeden Monat 10 Euro in einen ETF-Sparplan einzahlt und über den Gesamtzeitraum eine durchschnittliche Rendite von 7,7 % erzielt, könnte sich mit 65 Jahren über ein Gesamtdepot von ca. 29.700 Euro freuen. Das Vermögen läge damit zwar oberhalb des Medianvermögens, von einem großen Vermögen lässt sich nach meiner persönlichen Definition jedoch noch nicht sprechen.

Und selbst, wenn man noch 10 Jahre drauflegt, jemand also beispielsweise ab dem 17. Geburtstag bis 67 jeden Monat 10 Euro spart, ist man von einem sechsstelligen Vermögen noch weit entfernt: Denn nach 50 Jahren läge der Depotstand erst bei 64.200 Euro.

Der Aufbau eines sechsstelligen Vermögens mithilfe eines 10-Euro-Sparplan klapp lediglich dann, wenn bereits die Eltern mithelfen: Beginnen diese bereits bei der Geburt des Kindes mit der Anlage und setzt das Kind, sobald es über eigenes Einkommen verfügt, dann die 10-Euro-Einzahlung fort, ergibt sich nach 60 Einzahlungsjahren bei einer durchschnittlichen Rendite von 7,7 % tatsächlich ein Vermögensstand von 136.600 Euro.

Fazit

Mit einem 10-Euro-Sparplan ein großes Vermögen zu ersparen, ist theoretisch durchaus möglich – nach 70 Einzahlungsjahren kommt man sogar auf 288.550 Euro – einen solch langen Anlagezeitraum dürften jedoch nur die Allerwenigsten haben…

Handelt es sich beim Angebot der Consorsbank also lediglich um Marketing? Ja und nein. Natürlich dient das Angebot dazu, neue Kunden zu gewinnen und diese für ein Aktieninvestment zu gewinnen.

Gerade bei deutschen Sparern bestehen jedoch auch noch große Hemmungen, einen Teil des Vermögens in Aktien oder in ETFs zu investieren, obwohl dies die Anlageprodukte sind, die bei einer langfristigen Anlage in der Vergangenheit die besten Renditen gebracht haben.

Der 10-Euro-Sparplan kann aus meiner Sicht ein geeigneter und günstiger Weg sein, um erste Erfahrungen mit der Geldanlage zu machen, ohne befürchten zu müssen, womöglich viel Geld zu verlieren. Und sollte man sich wohlfühlen mit dieser Form der Anlage, lässt sich der Sparplan ja auch immer noch flexibel anpassen, sodass man vielleicht doch keine 60 Jahre braucht, bis man beim großen Vermögen angekommen ist…

Dieser Beitrag hat 5 Kommentare

  1. Anonymous

    Wenn man es tatsächlich schafft nach 50 Jahren auf 100.000 € zu kommen. Was wird dies dann noch Wert sein? Zum einen Fallen bei einer Auszahlung Steuer an. Zum anderen muss man gerade jetzt die Inflation berücksichtigen. Dann hat man wenn man Glück hat noch 50.000 € übrig. Es gibt ein Grund warum einige Anbieter erst bei einer Sparrate von 25 € starten.

  2. Frank

    Diese Rechnung ist Blödsinn, was wird man sich in 60 Jahren von den genannten 136600 Euro kaufen können? Einen gebrauchten VW-Golf vielleicht?!

  3. Thomas Gasch

    Hallo Maik,

    ein Vorteil der niedrigen Sparrate (pro Investment) ist die Möglichkeit der besseren Diversifikation. So kann selbst ein weltweites Investment nochmals aufgeteilt werden bzw. eine zielgenauere Asset-Allokation erreicht werden. Bei der ING ist ein Sparplan bereits ab 1 Euro möglich…generell gilt natürlich, es braucht einen Plan und eine realistische Rechengrundlage.

    Herzliche Grüße aus Bremen

    Thomas

  4. Uli

    Hallo Rentenfuchs, vom Depotwert sollte man noch die Kapitalertragssteuer abziehen bei dieser Art Sparplan, denn ein “großes Vermögen” sollte ja wohl nicht nur ein Zahl auf dem Kontoauszug, sondern flüssig sein. Wenn die Steuer mit Soli in 60 Jahren die gleiche ist wie heute (spaßeshalber), bleiben von den 136600 Euro nur 102470,75 Euro. Aber noch knapp über den 100000 Euro!

    1. Rentenfuchs

      Vollkommen richtig – da hätte man noch drauf hinweisen können.

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