Altersvorsorge – sicher hat jeder dieses Wort schon einmal gehört. Und sicher hat auch jeder schon einmal gehört, wie wichtig es ist, sich genauer mit dem Thema „Altersvorsorge“ zu beschäftigen.
Nichtsdestotrotz findet man in jeder Lebenslage scheinbar gute Argumente dafür, warum man zur Zeit keine Altersvorsorge betreiben will, kann oder sollte.
Was aus meiner Sicht an den vorgebrachten Gründen dran ist und wie ihr euch vielleicht doch für das Sparen motivieren könnt, lest ihr in den nachfolgenden „8 Gründen warum ihr immer noch nicht für das Alter vorsorgt“
Inhaltsverzeichnis:
1. Ich bin jung und will erst einmal leben
2. In meiner aktuellen Situation besteht gar kein finanzieller Spielraum für Altersvorsorge
3. In meinem Alter brauch ich gar nicht mehr anfangen, für das Alter vorzusorgen
4. Von Altersvorsorge profitiert nur einer – nämlich das Versicherungsunternehmen!
6. Bei kleinen Beträgen lohnt sich Altersvorsorge eh nicht
1. Ich bin jung und will erst einmal leben.
Wer mehrere Jahre studiert oder eine Ausbildung absolviert hat, hat in dieser Zeit die ein oder andere finanzielle Einschränkung auf sich genommen. Man hatte beispielsweise kein eigenes Auto, hat noch bei seinen Eltern gewohnt oder auf den Kauf von Kleidungsstücke verzichtet, weil das Geld mal wieder knapp war.
Da ist es nur verständlich, dass man sich endlich mal etwas gönnen will, sobald man das erste Mal richtig Geld verdient. Sei es die langersehnte USA-Reise oder der große Fernseher. Über das Thema „Altersvorsorge“ werden sich zu diesem Zeitpunkt die Wenigsten Gedanken machen. Man will ja erst einmal seine neu gewonnene Freiheit genießen.
Diese Denkweise kann ich durchaus nachvollziehen. Nichtsdestotrotz gibt es einige gute Argumente dafür, Altersvorsorge bereits in jungen Jahren anzugehen und nicht auf später zu verschieben.
Je früher ihr beginnt, Geld für das Alter zurückzulegen, desto stärker profitiert ihr vom Zinseszinseffekt.
Nehmen wir an, dass man ab dem 25. Lebensjahr jeden Monat 100 € für das Alter anspart. Bei einer Verzinsung von 5 % stehen dann mit 65 Jahren mehr als 150.000 € zur Verfügung. Selbst eingezahlt hat man davon lediglich 48.000 €.
Fällt der Spar-Startschuss hingegen erst mit 35, muss man jeden Monat auf ca. 180 € verzichten, damit man mit 65 ebenfalls einen Betrag von ungefähr 150.000 € zur Verfügung hat. Bei einer Einzahlungsdauer von 30 Jahren liegt der Eigenbeitrag dann bei ungefähr 65.000 € – also 17.000 € mehr als bei der Einzahlung ab 25…17.000 € von denen man sich zum Beispiel die ein oder andere schöne Reise leisten könnte.
Beginnt man direkt nach Studium oder Ausbildung damit, Geld zurückzulegen, hat man einen weiteren wichtigen Vorteil auf seiner Seite, der das Sparen deutlich einfacher macht:
Der noch geringe Lebensstandard
Ihr habt es ja auch während der Ausbildungszeit geschafft, finanziell über die Runden zu kommen und dabei zufrieden zu sein. Es braucht also nicht zwangsläufig die große Wohnung oder das dicke Auto.
Hat man sich allerdings an einen Lebensstandard gewöhnt, fällt der Verzicht umso schwieriger. Meine Empfehlung aus diesem Grund: Ihr könnt euren Standard gerne nach Ausbildungsende erhöhen – macht ja auch Freude – nutzt hierfür jedoch nur einen Teil eures zusätzlichen Einkommens und legt den Rest zurück – zum Beispiel für eure Altersvorsorge.
Wer früh mit Altersvorsorge anfängt, hat drittens den Vorteil, dass er sich Fehler erlauben und Erfahrungen sammeln kann. Setzt man mit 20 auf das falsche Pferd, ist dieses ärgerlich, für die Altersvorsorge aber kein Weltuntergang. Mit 40 sähe die Sache hingegen etwas anders aus…
Lernt also in jungen Jahren aus Fehlern, damit ihr später qualitativ hochwertige Entscheidungen treffen könnt.
2. In meiner aktuellen Situation besteht gar kein finanzieller Spielraum für Altersvorsorge.
Das Ende der Ausbildung stellt eine Situation dar, in der viele zu wenig über Altersvorsorge nachdenken. Daneben gibt es jedoch viele weitere Lebensphasen, in denen man sich mit allem anderem als mit Altersvorsorge beschäftigt.
Ich denke da beispielsweise an die Einrichtung der neuen Wohnung, eine anstehende Hochzeitsfeier, den Erwerb von Wohneigentum, die Geburt des ersten Kindes, eine drohende Scheidung, die anstehende zweite Hochzeitsfeier, eine mögliche Arbeitslosigkeit, gesundheitliche Einschränkungen…
Was ich euch mit dieser Auflistung vermitteln will, ist unschwer zu erkennen: „Man findet immer eine Begründung dafür, keine Altersvorsorge zu betreiben.“
In den oben genannten Situationen ist es durchaus verständlich, dass man sein Geld für andere Dinge als für Altersvorsorge aufwenden will. Das Alter kommt jedoch häufig schneller als man denkt und dann tun sich plötzlich größere Rentenlücken auf. Will man diese vor Rentenbeginn noch schließen, muss man auf erheblich mehr Geld verzichten als wenn man einige Jahre oder Jahrzehnte früher mit der Altersvorsorge begonnen hätte. Die häufig unschöne Alternative heißt dann: Den hart erarbeiteten Lebensstandard deutlich einschränken.
Damit ihr hiervon verschont bleibt, empfehle ich: Analysiert eure aktuelle Lebenssituation dahingehend, ob tatsächlich kein Spielraum für Altersvorsorge besteht. Auch das Sparen kleinerer Beträge kann euch im Alter weiterbringen und verankert zudem eine „Sparroutine“ in eurem Alltag. Sparen wird damit zum Automatismus und verlangt nicht mehr so große Überwindung.
Um mehr Geld zum Sparen zur Verfügung zu haben, bietet es sich an, eure laufenden Kosten genauer zu sondieren. Insbesondere im Bereich Strom, Gas, Internet und Handy lassen sich häufig größere Beträge sparen, ohne dass ihr euren Lebensstandard einschränken müsst. Mir persönlich haben hierbei die bekannten Vergleichsportale sehr geholfen. Das so eingesparte Geld könnt ihr dann für eure Altersvorsorge nutzen, ohne eure anderen Ausgaben reduzieren zu müssen.
Ich will damit jedoch nicht bezweifeln, dass es tatsächlich Situationen geben kann, in denen kein Spielraum für Altersvorsorge besteht.
Wer beispielsweise Eigentum erworben hat, profitiert im Regelfall am meisten dadurch, wenn er seinen Kredit möglichst schnell abbezahlt.
Auch die Geburt eines Kindes kann eure Sparmöglichkeiten stark reduzieren oder sogar unmöglich machen.
Könnt ihr in eurer aktuellen Situation realistischerweise keinerlei Vorsorge betreiben, solltet ihr zumindest regelmäßig kontrollieren, ob sich an eurer finanziellen Lage etwas geändert hat und dann schnellstmöglich wieder mit dem Sparen starten.
Außerdem solltet ihr vermeiden, dass ihr bei finanziellen Engpässen das in früheren Lebensphasen für das Alter gesparte Vermögen antasten müsst. Legt stattdessen einen Notgroschen in Höhe von ca. 3 Netto-Monatsgehältern zurück. Mit diesem Geld könnt ihr unvorhergesehene Ausgaben tätigen, ohne dass ihr das für die Altersvorsorge zurückgelegte Geld anpacken müsst.
Die 3 Netto-Monatsgehälter sollten nicht auf eurem Girokonto liegen, sondern auf einem gesonderten Tagesgeldkonto. Zwar erhaltet ihr auch hier wenig bis keine Zinsen, jedoch ist bei einem gesonderten Konto die Versuchung deutlich geringer, den Notgroschen für Konsum – zum Beispiel Kleidung oder Urlaub – aufzubrauchen.
3. In meinem Alter brauch ich gar nicht mehr anfangen, für das Alter vorzusorgen.
Trotz Renteninformation und Aufklärungskampagnen der Deutschen Rentenversicherung kommt es immer noch zu häufig vor, dass erst kurz vor Rentenbeginn ermittelt wird, wie viel Geld man im Alter voraussichtlich zur Verfügung haben wird.
Ergibt sich hierbei, dass das zukünftige Alterseinkommen nicht der gewünschten Höhe entsprechen wird, folgt darauf häufig Resignation. Der Gedanke dahinter:
„Hätte ich mal früher angefangen. Jetzt kann ich eh nichts mehr ändern.“
An dieser Aussage ist durchaus etwas Wahres dran. Wer nur noch wenige Jahre bis zur Rente hat, muss auf deutlich mehr verzichten, als wenn man schon früher mit dem Sparen begonnen hätte. Nichtsdestotrotz hat man hier und da sicher noch Gestaltungsmöglichkeiten.
1. Option: Den Lebensstandard nicht erst ab Rentenbeginn reduzieren!
Stellen wir uns folgende Situation vor: Man plant mit 65 in Rente zu gehen. Mit 60 Jahren ermittelt man die Höhe seines zu erwartenden Alterseinkommens. Hierbei stellt man fest, dass man aktuell ca. 2.000 € netto zur monatlichen Verfügung hat, das Renteneinkommen jedoch eher bei netto 1.500 € liegen wird. Infolgedessen müsste man seinen Lebensstandard ab 65 um 500 € senken.
Alternativ könnte man jedoch auch bereits mit 60 Jahren anfangen, etwas kleinere Brötchen zu backen. Ob das Einsparpotenzial eher im Bereich Wohnen, Auto oder Urlaub besteht, hängt von der persönlichen Situation ab. Klar ist aber, irgendwann wird man Einsparungen machen müssen und wenn man diese früher macht, fallen sie möglicherweise nicht ganz so groß aus.
Schafft man es, von 60 – 65 jeden Monat ca. 400 € einzusparen, stehen zum Rentenbeginn ca. 24.000 € zur Verfügung. Zahlt man dieses Geld in die gesetzliche Rentenversicherung ein, steigert man seine Netto-Rente um ca. 100 €. Damit sieht die Situation etwas weniger schlimm aus, als anfangs skizziert.
Die Einzahlung könnte entweder im Rahmen der Ausgleichszahlung für Rentenabschläge erfolgen oder in Form von freiwilligen Beiträgen. Vereinbart hierzu doch ruhig einen Termin in einer Auskunfts- und Beratungsstelle der Deutschen Rentenversicherung. Daneben gibt es natürlich auch private Möglichkeiten, um sich eine lebenslange Rentenzahlung zu erkaufen. Holt euch hier aber unbedingt mehrere Angebot ein, da es zwischen verschiedenen Versicherungen große Unterschiede geben kann.
2. Option: Den Rentenbeginn hinausschieben, um die Rentenhöhe zu steigern.
Der Rentenbeginn ist nicht in Stein gemeißelt! Stellt ihr fest, dass die Rentenhöhe nicht euren Erwartungen entspricht, lässt sich diese über die Variation des Rentenbeginns stark beeinflussen.
Anstatt mit 63 Jahren die Altersrente für langjährig Versicherte zu beantragen, mit der im Zweifel Abschläge von bis zu 14,4 % einhergehen, überlegt euch, ob ihr den Rentenbeginn nicht doch noch etwas aufschieben könnt.
Insbesondere wenn ihr die 45-jährige Mindestversicherungszeit erfüllt, müsst ihr gar nicht so lange weiter arbeiten, um ohne Abschläge in Rente zu gehen. Ab wann ihr die Altersrente für besonders langjährig Versicherte erhalten könnt, hängt von eurem Geburtsjahrgang ab. Genaueres findet ihr hier.
Wie stark die Abschläge eure Rentenhöhe beeinflussen, zeigt nachfolgendes Beispiel für eine im Jahr 1964 geborene Person. Das monatliche Einkommen dieser Person liegt exakt beim für die Rentenversicherung relevanten Durchschnittsverdienst.
Alter beim Rentenbeginn | Erarbeitete Rentenpunkt | Rentenabschlag | Rentenpunkte nach Abzug des Abschlags | Brutto-Rentenhöhe |
---|---|---|---|---|
63 Jahre | 43 Rentenpunkte | 14,4 % | 36,8 Rentenpunkte | 1.179 € |
64 Jahre | 44 Rentenpunkte | 10,8 % | 39,2 Rentenpunkte | 1.256 € |
65 Jahre | 45 Rentenpunkte | 7,2 % | 41,8 Rentenpunkte | 1.339 € |
66 Jahre | 46 Rentenpunkte | 3,6 % | 44,3 Rentenpunkte | 1.419 € |
67 Jahre | 47 Rentenpunkte | Kein Rentenabschlag | 47 Rentenpunkte | 1.505 € |
Anhand des Beispiels wird meiner Meinung nach sehr deutlich, wie wichtig der Zeitpunkt des Rentenbeginns für die Höhe des späteren Alterseinkommens ist. Im obigen Beispiel liegt der Brutto-Unterschied zwischen 63 und 67 bei mehr als 300 € monatlich.
Wer mit 63 Jahren keiner Vollzeitbeschäftigung mehr nachgehen kann oder möchte, sollte mit sich selbst und seinem Arbeitgeber abklären, ob er noch für ein oder zwei Jahre auf reduzierter Stundenbasis arbeiten kann. Beantragt man die Rente nämlich erst mit 65 anstatt mit 63, hat man den Rentenabschlag um ganze 7,2 % gesenkt. Dass in den zwei Jahren geringer Beiträge zur Rentenversicherung gezahlt werden, ist dabei völlig unerheblich.
Ist das 67. Lebensjahr erreicht, heißt das nicht, dass ein weiterer Rentenverzicht keine positiven Effekte auf die Rentenhöhe hätte.
Denn wer trotz Erreichen der Regelaltersgrenze noch immer auf die Beantragung der Rente verzichtet, kann seine Rente hierdurch sogar überdurchschnittlich stark steigern. Für jeden Monat, in dem die Rente nach Erreichen der Regelaltersgrenze nicht gezahlt wird, steigt deren Höhe um 0,5 %. Im Ergebnis also 6 % pro Jahr. Genaueres zu diesem“Rententurbo“ könnt ihr hier lesen.
3. Option: Ergänzt euer Alterseinkommen um Arbeitsentgelt aus einer Beschäftigung.
Nur weil ihr bereits eine Rente erhaltet, heißt das nicht, dass ihr nicht mehr arbeiten dürft. Eine Erwerbstätigkeit neben dem Rentenbezug wirkt sich positiv auf euer aktuelles Gesamteinkommen aus, sodass gegebenenfalls Geld zur Verfügung steht, dass ihr für später zurücklegen könnt. Darüberhinaus könnt ihr durch eine Erwerbstätigkeit auch die Höhe eurer zukünftigen Altersrente steigern.
Solange ihr die Regelaltersgrenze noch nicht erreicht habt, gelten die Regelungen zur Einkommensanrechnung. Das heißt: Wenn euer jährliches Arbeitseinkommen 6.300 € übersteigt, wird eure Rente gekürzt. Durch die Einführung der Flexi-Rente habt ihr trotz gekürzter Rente im Regelfall mehr Geld in der Tasche als wenn ihr nicht arbeiten würdet. Außerdem zahlt ihr aufgrund der Erwerbstätigkeit Beiträge zur Rentenversicherung, die sich ab Erreichen der Regelaltersgrenze positiv auf eure Rente auswirken.
Ab Erreichen der Regelaltersgrenze dürft ihr neben der Rente unbegrenzt hinzuverdienen. Das so erarbeitete Geld könnt ihr nutzen – solange ihr noch arbeiten könnt und wollt – um Geld für spätere Jahre anzusparen. Zudem solltet ihr darüber nachdenken, trotz Erreichen der Regelaltersgrenze weiterhin Beiträge in die Rentenversicherung einzuzahlen.
Wer nämlich bereits eine Rente erhält und die Regelaltersgrenze erreicht hat, muss im Normalfall keine Rentenversicherungsbeiträge mehr abführen. Infolgedessen steigt allerdings die Rentenhöhe auch nicht mehr. Beantragt ihr allerdings schriftlich bei eurem Arbeitgeber, dass ihr trotz Erreichens der Regelaltersgrenze Beiträge zur Rentenversicherung zahlen wollt, steigern diese Beiträge eure Rente nach und nach. Die Folge: Man verzichtet zwar zunächst auf Geld, hat dieses Geld aber meist nach 9 – 10 Jahren wieder raus (vergleiche „Kann bzw. muss ich trotz Rentenbezugs noch Beiträge zur Rentenversicherung zahlen„).
4. Von Altersvorsorge profitiert nur einer – nämlich das Versicherungsunternehmen!
Die Angst, einen falschen Altersvorsorgevertrag abzuschließen, ist sicher berechtigt. Insbesondere die staatlich geförderte Riester-Rente steht immer wieder in der Kritik, mit hohen Kosten verbunden zu sein. Tatsächlich haben viele Versicherungsunternehmen Kunden mit der staatlichen Förderung gelockt und dahinter Abschluss- und Verwaltungskosten versteckt. Infolgedessen waren viele Riester-Sparer unzufrieden mit den Renditen ihrer Riester-Verträge und sind es teilweise heute noch.
Es dürfen jedoch nicht alle Riester-Verträge über einen Kamm geschoren werden. So zeichnen sich Riester-Banksparpläne meist durch sehr geringe laufende Kosten aus und auch einzelne Riester-Fodssparpläne und Riester-Rentenversicherungen können durch akzeptable Kosten überzeugen.
Da sich der Staat finanziell an einer Riester-Rente beteiligt, gibt es bestimmte Personengruppen, die im Rahmen der Altersvorsorge durchaus über den Abschluss eines Riester-Vertrages nachdenken sollten. Insbesondere, wenn euer Einkommen eher gering ist oder ihr mehrere Kinder habt, könnt ihr mit Riester-Verträgen Renditen erzielen, die man anderswo selten findet. Lest hierzu auch meinen Beitrag zur Erhöhung der Riester-Zulage.
Für all jene, die nun über den Abschluss eines Riester-Vertrags nachdenken, gibt es einen ganz wichtigen Tipp: Vergleichen!
Zum einen solltet ihr euch klar machen, welches Riester-Produkt (Rentenversicherung, Fondssparplan, Banksparplan, Wohnriester) für euch am besten geeignet ist. Zum anderen solltet ihr innerhalb dieser Produktgruppe dann genau vergleichen. Denn die auf dem Markt angebotenen Riester-Produkte unterscheiden sich qualitativ in deutlichem Umfang.
Aber auch für Personen, die nicht riestern wollen, gibt es kostengünstige Möglichkeiten, um für das Alter vorzusorgen.
Wer jung ist und kein Problem mit Kursschwankungen hat, sollte sich unbedingt genauer mit ETFs auseinandersetzen. Der Begriff ETF steht für börsengehandelte Indexfonds. Bei diesen gibt es keinen Fondsmanager, der viel Geld für die Auswahl geeigneter Aktien erhält. Stattdessen wird ein Aktienindex wie z. B. der DAX abgebildet. Kauft man einen ETF, erhält man also Aktien genau in dem Verhältnis, wie sie im jeweiligen Index abgebildet sind. Steigt dann der DAX um 3 %, steigt auch euer ETF um 3 % (abzüglich eines geringen Kostenanteils).
Für uns Deutsche mag der DAX der bekannteste Index sein. Für die Altersvorsorge ist er aus meiner Sicht aber eher ungeeignet. Ihr setzt dabei nämlich auf lediglich 30 Unternehmen, die alle ihren Sitz in Deutschland haben. Leidet Deutschland nun unter wirtschaftlichen Problemen, dann werden wahrscheinlich nicht nur die Rentenanpassung in der gesetzlichen Rentenversicherung gering ausfallen, sondern auch der Wert eures DAX-ETFs wird nicht der gewünschten Höhe entsprechen. Ihr habt also im Alter ein doppeltes Risiko.
Besser geeignet sind aus meiner Sicht breit gestreute, weltweite Indizes wie der MSCI World, der MSCI ACWI oder der FTSE World Index. Diese Indizes bilden mehrere Tausend Unternehmen aus ganz unterschiedlichen Ländern ab. Welcher dieser Indizes für die Altersvorsorge am besten geeignet ist, ist letztlich Geschmackssache. Habt ihr einmal verstanden, wie man mit ETFs für das Alter vorsorgt, könnt ihr mit den genannten Indizes wenig verkehrt machen.
Als guten Start in das Thema Geldanlage und ETFs empfehle ich euch den Blog Zendepot. Hier findet ihr grundsätzliche Überlegungen zum Thema „Sparen“, aber auch konkrete Handlungsanweisungen.
5. Im Alter steckt der Staat sich einen großen Teil der gesparten Beträge über Steuern und Beiträge eh wieder selber ein.
Wie an vielen der vorherigen Aussagen ist auch an dieser zum Teil etwas Wahres dran.
Wer für das Alter vorgesorgt hat, wird bei Beginn der Rentenzahlung merken, dass zwischen „Brutto“ und „Netto“ ein erheblicher Unterschied besteht.
So müssen beispielsweise von der gesetzlichen Rente ca. 11 % an Kranken- und Pflegeversicherungsbeiträgen abgeführt und zusätzlich noch Steuern in Höhe des persönlichen Steuersatzes entrichtet werden.
Bei Betriebsrenten und Rentenzahlungen, die im Rahmen der Entgeltumwandlung erworben wurden, müsst ihr sogar um die 18 % für die Beiträge zur Kranken- und Pflegeversicherung abziehen. Grund hierfür: Bei Betriebsrenten muss der Rentner sowohl den Arbeitgeber- als auch den Arbeitnehmeranteil zur Krankenversicherung alleine zahlen. Und auch bei Betriebsrenten kommt noch die Belastung durch die Einkommenssteuer hinzu.
Ähnlich bei Riester-Renten: Hier müsst ihr zwar keine Sozialversicherungsbeiträge zahlen, aber auch Riester-Renten werden in voller Höhe mit dem persönlichen Steuersatz versteuert.
Beim Lesen der obigen Beispiele kann man schnell zu der Einschätzung gelangen, dass bei derart hohen Abzügen Altersvorsorge eh keinen Sinn ergibt. Da ist das Geld wahrscheinlich unter dem Kopfkissen besser aufgehoben…
Dem will ich jedoch ein Argument entgegenstellen, das eure Meinung vielleicht ein wenig ändern könnte:
1. Wer im Alter Steuern und Beiträge auf seine Alterseinkünfte zahlen muss, hat im Regelfall während der Einzahlungsphase steuerliche Vorteile genossen.
Um diese These zu bekräften, bietet sich das Beispiel „Entgeltumwandlung“ an. Entgeltumwandlung meint, dass euer Arbeitgeber euch einen Teil des Lohnes abzieht und diesen direkt in einen Altersvorsorgevertrag einzahlt.
Das besondere bei der Entgeltumwandlung ist, dass euer Arbeitgeber euch das Geld von eurem Brutto-Lohn abzieht. Er zahlt also den gesamten Betrag, ohne Zahlungen an das Finanzamt oder die Sozialversicherungsträger zu leisten, in den Altersvorsorgevertrag ein.
Hättet ihr netto beispielsweise 200 € ausgezahlt bekommen, fließt im Rahmen der Entgeltumwandlung ein deutlich höherer Betrag (zum Beispiel 300 €) in euren Altersvorsorgevertrag. Der Staat beteiligt sich somit indirekt mit einem nicht unerheblichen Anteil an eurer Altersvorsorge. Als Gegenleistung erhebt der Staat dann Steuern und Beiträge, sobald ihr eine regelmäßige Auszahlung aus eurem Rentenversicherungsvertrag erhaltet.
Da das Gesamteinkommen im Alter häufig geringer als während der Erwerbstätigkeit ist, ist es nicht unwahrscheinlich, dass ihr bei solch staatlich geförderten Produkten während eurer Einzahlungen deutlich mehr an Steuern spart als ihr in der Auszahlungsphase wieder an das Finanzamt zahlen müsst.
Ähnliche steuerliche Vorteile wie bei der Entgeltumwandlung habt ihr auch bei der Riester-Rente und der gesetzlichen Rentenversicherung.
Wollt ihr im Alter keine Sozialversicherungsbeiträge und nur geringe Steuern auf eure Alterseinkünfte zahlen, müsst ihr während der Sparphase auf Produkte zurückgreifen, die nicht staatlich gefördert werden. Auch hier gibt es für jedes Alter und jeden Risikotyp eine passende Form der Vorsorge: Sei es ein ETF-Sparplan, die private Rentenversicherung oder das Eigenheim. All diese Produkte gibt es auch ohne staatliche Förderung. Ihr zahlt dann die Beiträge zwar aus eurem Netto-Einkommen, habt im Alter aber auch deutlich geringere Abzüge.
Schlussendlich solltet ihr im Hinterkopf behalten, dass ein jeder, der ein einigermaßen vernünftiges Alterseinkommen hat, sich zwangsläufig um das Thema Steuern und Steuererklärung Gedanken machen muss.
Wer als Lediger im Jahr 2018 seine Rente beantragt und mehr als ca. 1.150 € Brutto-Rente erhält, wird zwangsläufig einen Teil seines Einkommens an das Finanzamt abführen müssen.
Gerade weil eure Rente im Alter noch durch Steuern und Sozialversicherungsbeiträge geschmälert werden wird, solltet ihr euch um Altersvorsorge Gedanken machen. Die tatsächliche Rentenlücke ist nämlich aufgrund des Brutto-Netto-Unterschieds deutlich größer, als ihr es beim ersten Blick auf eure Renteninformation vielleicht vermutet.
6. Bei kleinen Beträgen lohnt sich Altersvorsorge eh nicht.
„Wenn aufgrund finanzieller Einschränkungen nur geringe Beträge für Altersvorsorge zur Verfügung stehen, lohnt sich Altersvorsorge nicht! Dann kann man die 50 €, die im Monat übrig bleiben, auch für schöne Dinge nutzen.“
Diesem Gedanken liegt ein Denkfehler zugrunde, der typisch für das menschliche Gehirn ist: Der Mensch ist nicht dazu gemacht, exponentiell zu denken. Er kann sich also nicht vorstellen, welchen Einfluss Zins- und Zinseszinseffekt auf das schlussendlich zur Verfügung stehende Kapital haben werden.
Insbesondere für Personen im jüngeren und mittleren Alter ist die Höhe der monatlichen Sparrate nämlich nur ein Faktor, der bestimmt, was am Ende raus kommt. Mindestens genauso wichtig ist die Spardauer und die jährliche Verzinsung.
Werfen wir doch einmal einen Blick auf die folgende Tabelle:
Spardauer | Verzinsung 0 % | Verzinsung 2 % |
---|---|---|
5 | 3.000 € | 3.122 € |
10 | 6.000 € | 6.570 € |
20 | 12.000 € | 14.578 € |
30 | 18.000 € | 24.341 € |
40 | 24.000 € | 36.241 € |
50 | 30.000 € | 50.748 € |
Spardauer | Verzinsung 5 % | Verzinsung 7 % |
---|---|---|
5 | 3.315 € | 3.450 € |
10 | 7.547 € | 8.290 € |
20 | 19.840 € | 24.597 € |
30 | 39.863 € | 56.676 € |
40 | 72.480 € | 119.781 € |
50 | 125.609 € | 243.917 € |
Bei den gezeigten Berechnungen, bin ich davon ausgegangen, dass monatlich lediglich 50 € bei Seite gelegt werden und der Gesamtbetrag am Ende des Jahres mit dem angegebenen Zinssatz verzinst wird.
Bei einer Spardauer von 5 Jahren ist die Höhe der Verzinsung eher nachrangig für das Ergebnis. Ob nun 3.100 € oder 3.300 € bei Rentenbeginn zur Verfügung stehen: In beiden Fällen wird sich an der finanziellen Situation nicht groß etwas ändern.
Wie ihr seht, ist es aber bereits bei einer Spardauer von 20 Jahren möglich, sein angespartes Geld allein durch den Zins- und Zinseszinseffekt zu verdoppeln. Wer also mit 45 Jahren anfängt, 50 € anzusparen, könnte mit 65 Jahres über ein zusätzliches Kapital in Höhe von fast 25.000 € verfügen…und 25.000 € verändern eure finanzielle Situation im Alter durchaus.
Um auf 25.000 € zu kommen, ist es allerdings Voraussetzung, dass ihr ein Anlageprodukt mit einer durchschnittlichen Verzinsung in Höhe von 7 % findet. Bei der aktuellen Zinssituation völlig unmöglich werde ihr sagen! Meine Antwort darauf: Richtig und Nicht Richtig!
Benötigt ihr euer angespartes Geld unbedingt zu einem ganz konkreten Zeitpunkt, seid ihr auf ein Anlageprodukt mit einer sicheren Verzinsung angewiesen. Dieses kann zum Beispiel der Fall sein, wenn Geld für Wohneigentum oder die Ausbildung der Kinder angespart wird. Bei der Suche nach einem sicheren Anlageprodukt könnt ihr aktuell tatsächlich froh sein, wenn die jährliche Verzinsung bei 2 % liegt. Mehr werdet ihr bei der derzeitigen Zinssituation nicht finden…und wenn doch, solltet ihr höchst kritisch sein, ob es sich beim entsprechenden Angebot tatsächlich um eine sichere Anlage handelt.
Flexiblere Sparer können aber auch heutzutage attraktive Renditen erzielen. Wer sein Geld erst in 20 Jahren oder später benötigt und den genauen Auszahlungszeitpunkt zudem problemlos um einige Jahre nach hinten verschieben kann, sollte den Blick mal genauer auf den Aktienmarkt werfen.
Aktien sind zwar in Deutschland als Spekulationsobjekte verrufen und werden in einem Atemzug mit großen Verlusten genannt, wer jedoch Aktien möglichst vieler Firmen aus unterschiedlichen Ländern erwirbt, muss sich um Verluste einzelner Firmen keine großen Gedanken machen. Er profitiert vielmehr von der positiven Entwicklung der vielen anderen Unternehmen. Zwischenzeitliche Kursschwankungen sind darüber hinaus völlig irrelevant, da ihr eure Aktien ja nicht morgen, sondern erst in 20 Jahren verkaufen wollt. Betrachtet man längere Zeiträume von zum Beispiel 20 Jahren, lassen sich im Zeitverlauf attraktive Renditen von durchschnittlich 6 – 7 % beobachten (siehe beispielsweisen Zendepot oder Finanztip).
Wie soll man mit 50 € im Monat Aktien vieler Unternehmen aus unterschiedlichen Ländern kaufen, werdet ihr euch nun fragen. Die Antwort heißt: ETFs. Was ETFs sind, habe ich unter Punkt 4 bereits genauer erläutert.
Bei vielen Direktbanken können bereits ab einem Anlagevolumen von 25 € im Monat kostenlose Sparpläne auf ETFs eingerichtet werden. Ihr könnt also auch mit kleinem Geld von den Renditen des Aktienmarkts profitieren.
Ein weiterer Vorteil, wenn ihr auch kleinere Beträge für die Altersvorsorge zurücklegt, ist die Entwicklung einer Sparroutine. Außerdem schraubt ihr euren Lebensstandard nicht permanent nach oben.
Stehen euch nach einer Lohnerhöhung beispielsweise 15 € mehr im Monat zur Verfügung, kommt man gedanklich schnell zum Schluss, dass sich Sparen bei so kleinen Beträgen eh nicht lohnt. Da schließt ihr genauso gut ein Netflix-Abo ab. Bei der nächsten Lohnerhöhung in Höhe von 15 € steht ihr jedoch wieder vor der gleichen Problematik: Ihr überlegt nicht, das Netflix-Abo zu kündigen, um monatlich 30 € sparen zu können. Stattdessen werdet ihr vermutlich wieder sagen, dass man 15 € nicht sparen braucht und besser für Spotify ausgeben kann. Denn Sparen lohnt sich aus eurer Sicht frühestens ab 30 € im Monat…
Habt ihr allerdings erst einmal damit angefangen, auch kleinere Beträge für spätere Zeiten anzusparen, werdet ihr euch viel bewusster für oder gegen zusätzliche Ausgaben entscheiden.
Bei den Gründen 7 und 8 handelt es sich nicht um solche, die euch bewusst im Kopf herumschwirren. Die in Punkt 7 und 8 genannten Verhaltensweisen beeinflussen euer Sparverhalten vielmehr unterbewusst. Beschäftigt ihr euch allerdings einmal bewusst mit den Gründen, findet ihr weitere Erklärungen dafür, warum es mit dem Sparen bisher vielleicht noch nicht so geklappt hat.
7. Angst vor falschen Entscheidungen
Die größte Angst aller Vorsorgenden ist wahrscheinlich, dass sich das gewählte Altersvorsorgeprodukt als falsches Pferd entpuppt. Zum Zeitpunkt des Rentenbeginns stehen dann plötzlich nicht die erwarteten Beträge oder im Extremfall sogar gar kein Geld mehr zur Verfügung.
Derartige Fälle hat es gegeben und sind auch heutzutage alles andere als ausgeschlossen.
Aus diesem Grund ist es so wichtig, dass Thema Altersvorsorge überlegt anzugehen. Hierzu gehört, seine aktuelle Einkommenssituation zu analysieren und den voraussichtlichen Bedarf im Alter abzuschätzen. Außerdem sollte man sich einen guten Überblick über die Möglichkeiten verschaffen, die es gibt, um Geld für das Alter anzusparen.
Hat man daraufhin eine grobe Strategie entwickelt, wie man für das Alter vorsorgen möchte, folgt im Weitern die Auswahl des konkreten Altersvorsorgeprodukts. Sei es der Riester-Vertrag, der ETF-Sparplan, die Betriebsrente oder die Immobilie…die Auswahl ist in jedem Fall riesig!
Bei einer so wichtigen Entscheidung und dermaßen vielen Optionen ist es nur verständlich, dass man sich leicht verzettelt. Die natürliche Reaktion des Menschen ist dann häufig:
Solange ich keine Entscheidung treffe, treffe ich auch keine falsche Entscheidung.
Für das Thema Altersvorsorge gilt nur leider genau das Gegenteil:
Keine Entscheidung ist die falsche Entscheidung!
Denn solange ihr keine bewusste Altersvorsorge betreibt, liegt euer Geld im besten Fall unverzinst auf eurem Giro-Konto. Im schlimmsten Fall „verprasst“ ihr das zur Verfügung stehende Geld zur Steigerung eures Lebensstandards, was dann zukünftige Vorsorgebestrebungen deutlich erschwert.
Mein Tipp: Sobald ihr das Thema Altersvorsorge einigermaßen durchdrungen habt, entscheidet euch für die Art der Vorsorge, die euch am sinnvollsten erscheint. Es wird sicher irgendwo eine noch bessere Option geben. Bis ihr die gefunden habt, werden aber wahrscheinlich Monate oder Jahre vergehen, in denen ihr weiterhin keine Vorsorge betreibt. Gebt euch stattdessen damit zufrieden, dass ihr nicht die optimale Entscheidung treffen könnt, sondern lediglich eine solche, die völlig in Ordnung ist.
Anpassungen in die ein oder andere Richtung könnt ihr auch zukünftig noch machen. Denn mit der erstmaligen Entscheidung ist noch nichts in Stein gemeißelt.
Wollt ihr eure Altersvorsorgestrategie verändern, trefft auch hier keine voreilige Entscheidung. Setzt euch mit den verschiedenen Optionen auseinander, die ihr habt. So kann es bei einem Riester-Vertrag, der nicht mehr gefällt, sinnvoller sein, diesen beitragsfrei zu stellen anstatt zu kündigen. Einen alten Fonds könnt ihr unter Umständen besser halten (ohne weitere Einzahlungen) als diesen sofort zu verkaufen.
8. Neid und der Vergleich mit anderen
Ihr fragt euch wahrscheinlich, welche Verbindung zwischen Neid und Altersvorsorge besteht.
Meiner Meinung nach geht es beim Thema Altersvorsorge nur nachrangig um die Auswahl des perfekten Produktes oder die Optimierung eurer gesetzlichen Rente.
Altersvorsorge hat vielmehr mit eurem Lebensstil und mit der persönlichen Grundeinstellung zu tun.
Wie viel Geld ihr für die Altersvorsorge zur Verfügung habt, hängt allein davon ab, wie viel Geld ihr zurzeit ausgeben wollt und müsst.
Anders als Nahrungsmittel oder das Dach über dem Kopf, stellen das schicke Auto, das Penthouse oder der 5-Sterne-Urlaub keine Ausgaben dar, die ihr zwingend tätigen müsst. Durch den Vergleich mit anderen kann allerdings das Gefühl entstehen, ohne derartige Prestigeobjekte weniger wert zu sein. Als Ergebnis verspürt ihr dann den inneren Druck, derartige Ausgaben zu tätigen und euren „Wert“ zu steigern.
Stellt euer Kollege beispielsweise seinen neuen Mercedes neben euren alten VW Polo, wird sich euer Gehirn zwingend in den Vergleichsmodus begeben. Bisher wart ihr mit eurem Wagen zufrieden. Er hat geleistet, was er leisten muss und sollte. Beim Blick auf euren Kollegen am Steuer seines Neuwagens wird euch indes klar, was euer Wagen alles nicht kann und wie „gut“ es der Kollege mit dem neuen Auto hat. Die Grundlage für „Neid“ ist gesät.
Euer Unterbewusstsein vermittelt euch, dass ihr mindestens einen genauso teuren Wagen wie der Kollege fahren müsst, da dessen „Wert“ ansonsten höher als der eurige ist. Und da ihr natürlich mehr wert sein wollt als der Kollege, kauft ihr mit dem Geld, das eigentlich für die Altersvorsorge bestimmt war, ein noch besseres Auto…
Seid ihr mit dem neuen Wagen nun glücklicher? Wahrscheinlich. Wahrscheinlich aber nur solange, bis ein anderer Freund oder Kollege mit einem neueren oder teureren Wagen vorfährt. Zudem gewöhnt ihr euch ziemlich schnell an den neuen Luxus und dieser wird zur Selbstverständlichkeit. Ihr steigt dann morgens genauso lustlos in euren Mercedes wie zuvor in den Polo.
Im Ergebnis zahlt ihr viel Geld für Dinge, die ihr nicht unbedingt braucht und die euch auch nicht groß glücklicher machen. Geld, dass ihr alternativ auch für die Altersvorsorge nutzen könntet. Denn im Alter kann die Zufriedenheit durchaus davon abhängen, ob ihr euch keine, eine oder zwei Reisen im Jahr leisten könnt.
Wie kommt man nun aus dieser Neid-Spirale raus?
Die optimal Antwort habe auch ich nicht. Aber ich kann euch einige Ansätze geben, mit denen ihr den langen Weg raus aus der Neid-Spirale antreten könnt.
1. Vergleicht nach unten nicht nach oben.
Die einfachste Antwort zum Thema „Vergleichen“ wäre gewesen: Vergleicht euch gar nicht! Da der Mensch aber auf das Vergleichen getrimmt ist, hätte euch diese Empfehlung wahrscheinlich wenig weitergebracht.
Lenkt ihr euren Blick in Vergleichssituationen allerdings bewusst auf Personen, die weniger haben als ihr, könnt ihr hierdurch das Neidgefühl hoffentlich deutlich verringern. Hierdurch verringert sich dann wiederum die Notwendigkeit, sich Prestigeobjekte anzuschaffen.
2. Fragt euch: „Brauche ich das tatsächlich?“
Überkommt euch das Gefühl von Neid, versucht ganz rational an das Thema heranzugehen. Ihr könnt euch zum Beispiel vorstellen, wie sich euer Leben konkret verändern würde, wenn ihr ein neueres Auto, eine größere Wohnung, ein besseres Smartphone oder die teuren Designerklamotten hättet. Realistisch betrachtet werden die Veränderungen vermutlich deutlich geringer ausfallen, als ihr im ersten Moment vermutet.
Fokussiert euch bei dieser Betrachtung insbesondere auf die Nachteile, die ihr hättet, wenn ihr eurem Neidtrieb nachgeben würdet. Zum Beispiel:
„Bei einer größeren Wohnung müsste ich mehr putzen!“
„Bei einem neuen Auto hätte ich Angst, es an der Straße stehen zu lassen!“
„Bei teuren Kleidungsstücken müsste ich immer aufpassen, diese nicht zu verdrecken!“
3. Vermeidet neidauslösende Momente
Wer sich gar nicht erst in Situationen begibt, in denen Neid ausgelöst wird, wird auch nicht zu Prestigekäufen verleitet.
Ein Beispiel für neidauslösende Momente: Social Media
Wer sich tagtäglich auf Facebook oder Instagram herumtreibt, wird deutlich stärker vom Neidgefühl heimgesucht werden, als jemand, der bewusst auf Social Media verzichtet. Denn eigentlich ist es jedem klar: In den Sozialen Medien präsentieren Personen sich in einem ausgesprochen positiven Bild. Sei es optisch oder finanziell. Neid ist hier vorprogrammiert.
Wollt ihr diesem nacheifern, müsst ihr Geld in die Hand nehmen, dass ihr ebenso für die Altersvorsorge nutzen könntet.
4. Freut euch über das, was ihr habt und das, war ihr haben werdet
Wer mit dem zufrieden ist, was er hat, wird beim Vergleich mit anderen deutlich seltener durch ein Neidgefühl belastet werden. Denn man weiß, ein „Mehr“ an Auto, Wohnung oder Geld würde an der aktuellen Zufriedenheit wenig ändern.
Jeder, der umfangreiche Altersvorsorge betreibt, kann sich gedanklich zudem in die Zukunft versetzen. Er kann sich dann darüber freuen, dass er im Alter weiterhin in diesem Lebensstandard, der ihn aktuell zufrieden macht, wird leben dürfen. Der Kollege wird im Alter hingegen Abstriche machen müssen oder länger arbeiten…
Hier ließen sich noch weitaus mehr Tipps geben, um Neid zu vermeiden oder zu reduzieren. Wichtig ist jedoch zunächst, dass euch ganz generell klar wird, was euch zurzeit am Sparen hindert.
Seien es die von euch vorgeschobene Gründe – wie die ersten sechs Genannten – oder seien es unterbewusste Empfindungen: Hinterfragt diese und versucht euer Verhalten zu verändern!
Verhaltensänderungen sind alles andere als einfach, können sich am Ende aber sowohl finanziell als auch in Bezug auf die individuelle Zufriedenheit auszahlen.
Habt ihr weitere Argumente „gegen Altersvorsorge“ oder seht ihr einzelne Punkte anders als ich? Dann schreibt eure Meinung doch gerne in die Kommentare.